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Tag 1: Schwarz und deutsch – ein Widerspruch? (Diskussionsrunde)

Wie erlebe ich Schwarz-Sein in Deutschland?

Wie erlebe ich Schwarz und Deutsch sein in Deutschland?

Und was bedeutet eigentlich Afrodeutsch für mich?

May Ayim, ein Afrodeutsche Poetin und Aktivistin, beantwortete diese Fragen in Gedichten auf einer sehr emotionalen und direkten Ebene. In dem ersten Vers von „afrodeutsch“ schreibt sie:

Sie sind afro-deutsch? …

ah, ich verstehe: afrikanisch und deutsch.

Ist ja ne interessante Mischung!

Wissen Sie, manche, die denken

die Mulatten, die würden ́s nicht

soweit bringen

wie die Weißen

Nach Jena Samuras Vortrag, beschäftigten wir in einer kleinen Fragerunde mit diesem Thema. Im Kern ging es darum, mit welcher Selbstbezeichnung wir uns am wohlsten fühlen und inwiefern sie unserer persönlichen Weiterentwicklung weiterhilft. Schnell wurde deutlich, dass Afrodeutsch für viele eine unterschiedliche Bedeutung hat.

Manche Teilnehmer*innen empfanden den Begriff Afrodeutsch als ausgrenzend. „Wenn man sich als Afrodeutsch bezeichnet, grenzt man sich dadurch von manchen Schwarzen in Deutschland ab“, erklärte eine Teilnehmerin. Sich als Schwarz und nicht Afrodeutsch zu bezeichnen, ist ein Zeichen der Solidarität zu anderen Schwarzen Menschen in Deutschland. Die Erfahrungen, die Schwarze in Deutschland machen, vereinen, auch wenn sie unterschiedlich sind. Ist es dann noch wichtig, zu benennen aus welcher Nation man als Schwarze*r kommt?

„Ja, ist es!“, kommt als klarer Einwand. „Wir wissen nun mal nicht wie das Leben Schwarzer in anderen Ländern aussieht. Außerdem machen Menschen mit einem Schwarzen und weißen Elternteil andere Lebenserfahrungen.“ Sie machen es notwendig trotz der Solidarität zu Schwarzen die Selbstbezeichnung Afrodeutsch zu benutzen, um eine neue Zugehörigkeit zu schaffen. Afrodeutsche bekommen dadurch die Möglichkeit ihre „Doppelidentität“ abzulegen. Endlich können sie den scheinbaren Widerspruch von Deutsch-Sein und Schwarz-Sein in sich vereinen.

Und was ist mit Deutschen, die zwei Schwarze Eltern haben? Können sie nicht Afrodeutsch sein? Oder doch? Wir schließen die Fragerunde mit einem gemeinsamen Fazit: Bei Diskussionen wie unserer sollte es nicht darum gehen, diese Selbstbezeichnungen klar zu definieren und zu bewerten. Uns ist wichtiger, Begriffe wie Schwarz, Afrodeutsch und Afrodiasporisch als Selbstermächtigung zu erkennen. Sie erleichtern eine eigene persönliche Identität zu finden und die Frage nach dem „Wer bin ich?“ zu beantworten.

Zum Nachlesen:

  1. Was ist Afrodeutsch? https://www.deutschlandfunkkultur.de/serie-wortewandel-schwarz-afrodeutsch-afrodiasporisch.2165.de.html?dram:article_id=479787
  2. Gedicht: https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2010/februar/Literatur.html
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